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Starke Träume, harte Realität – Der schmale Grat zwischen Selbstzweifel und Selbstvertrauen
Lass uns in eine Filmszene aus dem Film „Eine Million Minuten“ einsteigen. Die Hauptfigur ist ein kleines Mädchen mit einem großen Traum: Sie möchte Feuerwehrfrau werden. Zusammen mit ihren Eltern ist sie auf Weltreise. Sie bittet ihren Vater immer wieder um Hilfe, um fit zu werden und ihren Traum zu verwirklichen. Ihr wurde gesagt, dass Feuerwehrleute viel Kraft, Ausdauer und gute Koordination benötigen. Daher möchte sie mit ihrem Vater trainieren, um stärker und selbstbewusster zu werden. Obwohl sie erst etwa fünf Jahre alt ist, unterstützt ihr Vater sie liebevoll. Er baut mit ihr am Strand Parcours auf, bei denen sie balancieren, über Äste klettern und unter Baumstämmen durchkriechen muss. Für sie ist das eine große Herausforderung, die nicht immer ihr Selbstvertrauen stärkt, sondern auch Selbstzweifel aufkommen lässt. Denn das Mädchen hat eine Entwicklungsverzögerung und dadurch Probleme mit dem Gleichgewicht und der Feinmotorik. Genau deswegen ist es für sie eine besondere Herausforderung, diese Parcours zu meistern. Jedes Hindernis, das sie bewältigt, lässt sie innerlich wachsen und an Selbstvertrauen gewinnen. Gleichzeitig steigen jedoch mit jedem Scheitern ihre Selbstzweifel.
An dieser Stelle möchte ich die Geschichte das erste Mal in den Büro-Kontext übertragen. Vielleicht hast auch du einen Traum, verfolgst ein Ziel und hast eine klare Vision davon, was du erreichen möchtest. Doch manchmal merkst du, dass es nicht so einfach ist. Vielleicht fehlt dir eine bestimmte Eigenschaft, die andere stärker ausgeprägt haben. Und dann tauchen immer wieder Selbstzweifel auf. Oder du befindest dich gerade in einer Position oder einem Projekt, das Fähigkeiten erfordert, die dir nicht liegen – und trotzdem musst du den Job machen. Es kostet dich unglaublich viel Energie und vielleicht zweifelst du dann auch immer wieder an dir und fragst dich: Soll ich nicht aufgeben? Soll ich nicht alles hinschmeißen, diesen Job kündigen, aus dem Projekt rausgehen, mir was anderes suchen? Macht das alles noch Sinn? In solchen Situationen ist es wichtig, Selbstzweifel zu bekämpfen und das Selbstvertrauen zu stärken, um deinen Weg weiterzugehen.
Ganz offen gesprochen, ich kenne beide Situationen nur allzu gut, und vielleicht hat mich gerade diese Szene im Film deshalb so berührt. Wenige Minuten später passiert Folgendes: Vater und Tochter sind auf einem Spielplatz, und die Tochter will erneut trainieren, um Feuerwehrfrau zu werden. Es gibt dort eine Feuerwehr-Rutsche. Ein Stab, von dem man aus etwa zwei Metern Höhe runterrutschen kann. Der Vater möchte seine Tochter beschützen und sagt: „Komm, lass uns etwas anderes machen, was du besser kannst.“ Doch die Tochter, ganz trotzig: „Nein Papa. Ich will das machen. Ich möchte doch Feuerwehrfrau werden.“ Dem Vater gefällt das gar nicht. Er ahnt schon, was passieren wird. Und es kam, wie es kommen musste: Das Mädchen steigt hoch, hält sich fest, rutscht jedoch ab, fällt unsanft aus zwei Metern Höhe zu Boden und verletzt sich.
Die Szene hat mich tief berührt, weil sie auch zeigt, wie wir im Büro manchmal sprichwörtlich auf die Nase fallen. Wie oft erlebe ich Selbstzweifel, wenn ich etwas tun soll, in dem andere viel besser sind oder wenn ich mit voller Motivation an meinen eigenen Träumen arbeite und trotzdem sehe, dass andere es schneller oder leichter schaffen. Dann liege ich, wie das Kind im Film, sprichwörtlich am Boden – voller Selbstzweifel und voller Frust.
Vielleicht kennst auch du solche Situationen, in denen du dich trotz aller Bemühungen auf dem „Boden“ wiederfindest und dich fragst, wie du die Selbstzweifel loswerden und das Selbstvertrauen stärken kannst, um weiter an deinen Träumen festzuhalten zu können.
Reflexionsfragen zum Thema Selbstzweifel und Berufung
Zu Beginn habe ich angedeutet, dass Selbstzweifel und persönliche Superkräfte häufig sehr eng zusammenhängen. Vielleicht hast du dir selbst schon mal überlegt, einfach aufzugeben, deinen Traum loszulassen oder, wenn dir ein Projekt oder eine Stelle nicht gefällt, zu gehen – vielleicht sogar zu kündigen und etwas ganz anderes zu tun. Im Film dachte ich mir: Warum hält sie an ihrem Traum fest? Und warum halte ich an meinem Traum fest? Warum arbeiten wir immer weiter an Zielen, obwohl wir wissen, dass wir in bestimmten Bereichen vielleicht nie exzellent sein werden, nie so gut wie andere? Wäre es nicht manchmal leichter, die Selbstzweifel loszuwerden, indem wir einfach etwas anderes machen?
- Was bindet dich an deinen Job, der dir vielleicht schwerfällt und Selbstzweifel hervorruft?
- Warum wagst du es nicht, deinen Traum zu leben?
- Stell dir vor, du würdest in deinem aktuellen Job nur die Hälfte verdienen – würde sich dein Verhalten ändern? Würdest du trotzdem weitermachen oder wäre es leichter, nach einer neuen Richtung zu suchen, ein neues Projekt zu beginnen?
- Und was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass du beim Erfüllen deines Traums dasselbe verdienen würdest wie jetzt? Wie würde sich dein Verhalten ändern, wenn das Risiko wegfiele und du deine Selbstzweifel bekämpfen könntest?
Selbstvertrauen aufbauen – Warum es oft jemanden braucht, der an uns glaubt
Das sind vielleicht ein paar Reflexionsfragen für dich. Lass uns aber jetzt weitermachen. Die Szene mit der Rutsche, die ich erzählt habe, ist eher traurig und ereignet sich ungefähr in Minute 90 des Films. Der Film dauert jedoch 120 Minuten und somit wusste ich, dass die Geschichte hier nicht enden würde – da kommt noch mehr. Ich möchte nun als zweite Szene mit dir in eine neue Situation eintauchen: Vater und Tochter sitzen in einem Restaurant. Am Nebentisch sitzt ein Rollstuhlfahrer. Die Tochter starrt ihn an, was dem Vater unangenehm ist. Doch der Rollstuhlfahrer bemerkt den Blick und startet ein Gespräch. Die Tochter hat ein Bild vor sich liegen. Sie hat gezeichnet, während sie auf das Essen gewartet haben. Auf dem Bild ist ein Feuerwehrauto zu sehen, das ihren Traum widerspiegelt, Feuerwehrfrau zu werden. Der Rollstuhlfahrer rollt zu ihr und fragt interessiert, was sie gemalt hat. Die Tochter erzählt ihm von ihrem Traum, Feuerwehrfrau zu werden und erwähnt gleichzeitig, dass sie das wohl nicht schaffen wird. Der Rollstuhlfahrer fragt: „Warum?“ Sie antwortet: „Weißt du, ich habe ein Manko. Ich bin nicht so fit, meine Koordination ist nicht optimal und man muss wirklich fit sein, um Feuerwehrfrau zu werden.“ Im Film gibt es Szenen, in denen mehrere Leute ihr sagen: „Gib auf, du schaffst das nicht. Du kannst das nicht.“ Sie wirkt traurig, aber der Rollstuhlfahrer ermutigt sie und sagt: „Weißt du, mir geht es ganz ähnlich. Ich kann auch nicht laufen, was vielleicht ein Manko ist. Aber dafür kann ich andere Dinge.“
Ich fand diese Szene unglaublich berührend und schön. Oft ist es doch auch im Büro so, dass wir jemanden brauchen, der uns ermutigt und uns zeigt: „Du kannst andere Dinge gut.“ Gerade wenn wir Selbstzweifel haben und uns fragen, ob wir gut genug sind, brauchen wir manchmal jemanden, der uns daran erinnert, was wir können und wo unsere Superkraft liegt. Oft sehen wir das selbst nicht mehr, weil die Selbstzweifel überwiegen.
Der Film „Eine Million Minuten“ war an dieser Stelle noch nicht vorbei, sondern zeigte in einer weiteren Szene, wie das kleine Mädchen erfährt, dass es eine ganz eigene Stärke hat. Zum Ende ihres Urlaubs wurde in dem Dorf, in dem die Familie wohnte, ein Fest gefeiert. Plötzlich heulte eine Sirene mit Blaulicht auf und ein Feuerwehrauto fuhr vor. Der Feuerwehrmann stieg aus und fragte das kleine Mädchen, ob sie mitkommen und ihm helfen wolle. Das Mädchen war erst überrascht und ungläubig, doch die Menge ermutigte sie, in das Feuerwehrauto zu steigen. Sie durfte oben in der Fahrerkabine mitfahren und das Funkgerät bedienen, um Kommandos durchzugeben. Wie sich herausstellte, hatte der Rollstuhlfahrer die Aktion organisiert. Sein Freund, ein Feuerwehrmann, ermöglichte es dem Mädchen, zu sehen, dass sie eben ganz andere Dinge gut kann und trotzdem mit ihren Fähigkeiten in der Feuerwehr, also ihrem Traumberuf, etwas beitragen kann.
Mit Fokus auf deine persönlichen Stärken steigt dein Selbstvertrauen
Abschließend möchte ich noch einmal auf den Büro-Kontext zurückkommen. Zu Beginn haben wir über zwei Situationen gesprochen: Entweder du machst gerade etwas, das dir schwerfällt, in dem du dich nicht in deiner Kraft fühlst, nicht in deiner Superpower, und es dennoch erledigen musst. Oder du arbeitest an einer Vision, einem Ziel, einem Traum, und stößt dabei immer wieder auf Hürden und Herausforderungen, die Selbstüberwindung verlangen. Vielleicht magst du jetzt, mit der Geschichte im Hinterkopf, einmal reflektieren:
- Was ist deine persönliche Superpower?
- Woran haben dich vielleicht andere schon erinnert – etwas, das du besonders gut kannst, das dir möglicherweise selbst gar nicht so bewusst war?
- Wer könnte dein Mentor sein? Jemand, der dir hilft, deine Selbstzweifel loszuwerden, an dich zu glauben und deine Superkraft voll einzusetzen?
- Oder auch: Was könntest du eventuell an andere abgeben, weil du weißt, dass es dich mehr Energie kostet und andere darin besser sind?
- Wo könntest du dich auf deine wirkliche Superpower konzentrieren und Aufgaben loslassen, die dich belasten, statt dich voranzubringen?
Ich wünsche dir, dass auch du über deine Selbstzweifel hinauswachsen kannst, wie das Mädchen in der Geschichte und dass du – ob durch andere oder durch deinen eigenen Blick – erkennst: Du hast eine Superkraft. Setze sie ein!
Viel Erfolg dabei!
Deine
P.S. Noch mehr Tipps, um dein Selbstvertrauen zu stärken findest du im Artikel Selbstvertrauen stärken – Die Kraft kleiner Botschaften in herausfordernden Situationen