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Eine Anekdote aus meinem Arbeitsalltag
Kürzlich habe ich in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang gemacht. Direkt nach der Mittagspause hatte ich eine 1:1 Besprechung mit einem Kollegen. Leider habe ich mich ein wenig in der Zeit verkalkuliert. Ich bin einfach zu weit gelaufen, habe meine Runde zu groß gewählt. Das letzte Drittel – ausgerechnet die Wegstrecke, die recht steil bergauf führt – musste ich daher sehr zügig gehen. Auf dem Weg habe ich mehrere Personen überholt. Unter anderem einen älteren Herrn. Ich grüßte ihn kurz, war schon an ihm vorbei, da hörte ich seine Stimme von hinten: „Auch so schnell wie Sie möchte ich auch noch mal laufen können!“ Er seufzte tief. Unwillkürlich drehte ich mich um. Ich musterte ihn und musste in mich hinein grinsen: Vor mir stand ein Mann, bestimmt über 80. Ich habe ihn eher auf kurz vor 90 geschätzt. Deswegen habe ich ihm auf seinen Kommentaren geantwortet „Also, wenn ich in Ihrem Alter auch noch so fit bin und ohne Krückstock und ohne Reus Reus laufen kann“ – Reus Reus nannte meine Oma diese Gehhilfe mit Rädern – „dann wäre ich richtig glücklich!“
Der Mann zuckte kurz. Und ich fügte hinzu „Also ich finde das super! Alle Achtung, dass Sie hier noch so selbstständig unterwegs sind!“ Verblüfft schaute er mich an und musterte mich von oben bis unten. Dann sagte er „Sie haben recht! Wenn ich darüber nachdenke, Sie haben wirklich recht!“ Seine Augen fingen an zu leuchten. Ich wünschte ihm noch einen schönen Tag und ging dann schnellen Schrittes davon, sodass ich nur mit zwei Minuten Verspätung in mein Meeting kam.
Vergleiche machen unzufrieden
An diese kurze Begegnung mit dem älteren Herrn musste ich in den kommenden Tagen immer wieder denken. Ich freute mich darüber, dass ich ihm eine wichtige Erkenntnis mit auf den Weg geben konnte. Genau das ist auch der Grund, warum ich mich dazu entschieden habe, dir diese Anekdote zu erzählen. Was können wir bzw. was kannst du von dieser Anekdote mit in den Büroalltag nehmen? Was kannst du davon lernen?
Der alte Herr hat ja im Prinzip Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn er zwischen 80 und 90 war, dann war er ca. 40 bis 45 Jahre älter als ich. Und trotzdem sagte er „Wenn ich noch so gut gehen könnte“. Er verglich also seine Geschwindigkeit, seinen Gesundheitszustand und seine Fitness mit jemanden, der gerade mal halb so alt war wie er.
Impulse zur Selbstreflexion
Aber ganz ehrlich, wie häufig passiert dir das im Büro? Wie häufig vergleichst du dich mit anderen Kollegen, mit Kunden, mit dem Vorgesetzten? Überlege mal kurz:
- Wann hast du willkürlich oder unwillkürlich den letzten Vergleich gemacht?
- Mit wem oder was hast du dich verglichen?
- Warst du vielleicht neidisch auf jemanden?
Wenn du die Situation jetzt nochmal mit dem Kontext der Geschichte reflektierst: War dein Vergleich dann überhaupt gerechtfertigt?
- Kennst du den Werdegang deine Kollegen so gut, dass du ihn mit deinem vergleichen kannst?
- Weißt du, wie viel deine Kollegen in etwas hinein gesteckt haben um sich z.B. etwas leisten zu können?
- Oder auch auf was sie alles verzichtet haben, um sich ihren Traum zu erfüllen?
- Wie viel Energie sie aufgewendet haben, um eine bestimmte Position zu bekommen?
- Weißt du über diesen Sachverhalt so viel, dass du deine Situation und die des anderen so vergleichen kannst, dass du Äpfel mit Äpfel vergleichst? Oder hinkt dein Vergleich und du machst es gerade wie der ältere Herr in der Geschichte?
Vielleicht möchtest du in nächster Zeit einfach mal ganz bewusst darauf achten, WANN du in Versuchung gerätst, dich mit jemanden zu vergleichen. Hinterfrage dich dann auch mal, ob der Vergleich eventuell hinkt.
Das bringt mich auch schon zum nächsten Impuls: Ist es denn überhaupt möglich, innerlich zufrieden zu sein, wenn man sich ständig mit anderen vergleicht? Warum brauchst du diese Vergleiche überhaupt? Weißt du nicht selbst am besten, was du alles investiert hast, um dort zu stehen, wo du stehst?
Vielleicht geht es dir aber manchmal wie dem alten Herrn: Er hat einfach vergessen, dass ER jede Menge dafür investiert hat, in so einem hohen Alter noch so fit und mobil zu sein. Hätte er nie darauf geachtet, dass er sich genügend bewegt, ginge es ihm heute bestimmt anders.
Mach dir bitte immer wieder bewusst, WAS DU alles gemacht hast. Was du alles investiert hast, damit du stehst, wo du stehst. Mach dir bewusst, was du alles hast. Und dass du zufrieden sein kannst, mit dem was du hast!
Fazit
Ich persönlich glaube, wenn wir den Fokus immer wieder auf das setzen, was wir haben und ganz bewusst sehen, was in einer Situation gut ist, führt das ganz automatisch zu einer tiefen inneren Zufriedenheit.
Deswegen lade ich dich ein, die Anekdote von dem alten Herren auch in deinen Arbeitsalltag mitzunehmen und immer wieder darauf zu achten, worüber du dankbar und zufrieden sein kannst.
Viel Erfolg dabei!
Deine