Inhalt
- 1 Das Satir-Modell für effektive Kommunikation nutzen
- 2 Die ICH-Position als Schlüssel zur überzeugenden Präsentation
- 3 Die Welt mit den Augen des anderen sehen und die DU-Position als Geheimnis für überzeugende Auftritte nutzen
- 4 Den Feinschliff vornehmen
- 5 Die Kontext-Ebene als objektive Analyse für klare Botschaften nutzen
- 6 Fazit
Das Satir-Modell für effektive Kommunikation nutzen
Hallo. Schön, dass du hier bist! Das Modell, das ich dir heute vorstellen möchte, nennt sich Satir Modell. Es geht zurück auf die Begründerin des systemischen Coachings Virginia Satir. Virginia Satir hatte die Idee, beim Besprechen eines Problems das ganze System der Klienten einzubeziehen. Also sozusagen Situationen aus unterschiedlichen Wahrnehmungsperspektiven bzw. Wahrnehmungspositionen zu betrachten.
Ihr Modell eignet sich aber nicht nur fürs Coaching, sondern lässt sich im Prinzip auf alle Situationen übertragen, die mit Kommunikation zu tun haben. Du kannst es z.B. für das Vorbereiten eines Vortrags anwenden. Genauso gut kannst du es auch für die Vorbereitung eines Vorstellungsgesprächs verwenden. Oder für die Vorbereitung eines anderen wichtigen Gesprächs.
Das Prinzip, das sich hinter dem Satir Modell verbirgt, ist recht einfach: Virginia Satir unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Wahrnehmungspositionen:
- Die Wahrnehmungsposition ICH. Du schaust also aus deiner Perspektive und beschreibst die Situation wie du sie siehst.
- Die Wahrnehmungspositionen DU. Hier geht es darum, die Situation aus der Perspektive des anderen zu beschreiben. Also z.B. bei einem Vortrag aus der Perspektive des Zuhörers.
- Die Wahrnehmungsposition der Sachebene. Verginia Satir nennt diese Ebene auch Kontext. Hier geht es ganz neutral darum, was gesagt wird, was die Botschaft ist.
Ich möchte nun exemplarisch mit dir durch alle drei Wahrnehmungsperspektiven gehen. Ich werde dir dabei einige Impulsfragen stellen, die du bei der Vorbereitung eines Vortrags oder eines wichtigen Gesprächs beachten kannst.
Die ICH-Position als Schlüssel zur überzeugenden Präsentation
Lass uns doch einfach mal beginnen mit der ICH-Position.
- Was möchtest du in deiner Präsentation, in deiner Rede oder deinem Vortrag ausdrücken?
- Was sind die wichtigsten Kernbotschaften, die du gerne vermitteln möchtest?
- Welche Themen möchtest du anschneiden? Und welche möchtest du nicht anschneiden?
- Welche Themen liegen dir am besten?
- Für welche Themen brennst du?
- Für welche interessierst du dich am meisten?
- Welche Geschichten und Anekdoten kannst du über das Thema erzählen?
- Wie sehen deine persönlichen Erfahrungen zu diesem Thema aus?
- Was kannst du darüber berichten?
- Wie möchtest du dich bei deiner Rede, bei deinem Vortrag oder deiner Präsentation fühlen?
- Gibt es vielleicht Punkte, die du lieber weglassen solltest, einfach weil sie dir zu persönlich oder zu emotional sind? Oder gibt es anders herum Punkte, bei denen du wach rütteln möchtest und deswegen extra etwas aus deinem persönlichen Alltag erzählen möchtest, aus deinem persönlichen Erfahrungsschatz?
- Spüre in dich hinein. Wo ist deine Grenze? Was möchtest du preisgeben und was lieber für dich behalten? Wo fühlst du dich im Gespräch sicher?
Ich persönlich erstelle mir bei der Vorbereitung einer Präsentation oder eines Vortrags meistens am Anfang eine Mindmap. Hier mache ich mir Gedanken zu all diesen Fragen und schreibe mir ein paar Notizen auf.
Die Welt mit den Augen des anderen sehen und die DU-Position als Geheimnis für überzeugende Auftritte nutzen
Lass uns jetzt mal in die nächste Position wechseln. Virginia Satir nennt diese Position die Position des anderen, also die DU-Position. Vielen Menschen hilft es, wenn sie für diese Wahrnehmungspositionen wirklich einen Ortswechsel vornehmen. Also z.B. sich auf einen anderen Stuhl setzen. Stell dir bitte mal vor, du bist der andere. Du bist dein Gegenüber. Da kommt es natürlich jetzt drauf an, in welcher Situation du bist. Wenn du einen Vortrag hältst, dann stell dir vor, einmal der Zuhörer deines eigenen Vortrags zu sein. Wenn du in einem Vorstellungsgespräch sitzt kannst du dir vorstellen, der Chef oder Personaler zu sein, der dir zuhört. Die Grundfrage ist also „Wer ist dein Gegenüber?“ Das solltest du anfangs auf jeden Fall klären! Wenn du dafür eine Antwort hast, dann kannst du dir überlegen:
- Was erwarte ich als Zuhörer, als Chef oder als Personaler? Was erwarte ich von einer Präsentation oder einem Vortrag?
- Welche Fragen möchte ich geklärt haben?
- Welche Themen möchte ich angeschnitten haben?
- Wo kenne ich mich schon selbst aus und wo betrete ich Neuland und benötige vielleicht noch einiges erklärt an Hintergrundwissen?
- Wo verstehe ich den Fachwortschatz des Präsentators und wo spricht dieser in Hieroglyphen?
- Welches Problem hat der Zuhörer, wenn er diesen Vortrag besucht?
- Mit welcher Herausforderung kämpft er gerade?
- Für welches Bedürfnis möchte er eine Lösung haben?
Bei wichtigen Vorträgen übst du den Vortrag vielleicht einmal. Fühl dann bitte mal in dich hinein und frag dich:
- Wie wirkt der Sprecher auf dich?
- Wie würdest du dich gerne fühlen als Zuhörer?
Mache dir gerne ein paar Notizen.
Den Feinschliff vornehmen
Anschließend kannst du nochmal in die Ich-Perspektive zurückgehen. Wenn du gerade der Zuhörer warst, dann hast du ja bestimmt ein paar Erkenntnisse.
- An welchen Stellen musst du deinen Vortrag vielleicht noch anpassen?
- Auf was solltest du besonders achten?
- Wo vielleicht das ein oder andere noch anders erklären?
- Wo ein kleines Beispiel einbauen?
Die Kontext-Ebene als objektive Analyse für klare Botschaften nutzen
Die dritte Perspektive ist die Kontext- und Sachebene. Hier solltest du einmal ganz neutral blicken. Auch dafür setzen sich viele Personen nochmal an einen anderen Ort. Es fällt dadurch vielen einfacher, aus unterschiedlichen Perspektiven zu blicken, wenn man sich auch physikalisch an einen anderen Ort setzt. Also wechsle gerne noch mal den Platz, und sei es nur den Stuhl. Oder wenn du keinen zweiten hast, dann rutsch wenigstens ein bisschen von deinem jetzigen Platz weg und setzt dich auf einen anderen Platz.
- Wie sieht dein Vortragsentwurf aus, wenn du ihn mal ganz sachlich ohne jegliche Bewertung, ohne jegliches Gefühl betrachtest?
- Welche Informationen und welche Themen sind die wichtigsten?
- Hast du an diese Themen gedacht?
- Welches Ziel verfolgst du?
- Welches Lernziel haben deine Zuhörer?
- Gehen deine Inhalte in die richtige Richtung? Zielen sie auf diese Ziele ab? Oder musst du vielleicht noch etwas ändern?
Bei wichtigen Vorträgen springe ich gerne mehrfach zwischen diesen drei Perspektiven hin und her, versetze mich in den Zuhörer und höre mir einmal selbst zu und reflektiere dann eben noch mal: Ist die Botschaft die richtige? Haben mein Zuhörer gerade wirklich dieses Problem? Oder bin nur ich gerade gefesselt von einem Thema?
Fazit
Bei sehr wichtigen Vorträgen, die du vielleicht vor mehreren hundert Menschen halten darfst, würde ich dir empfehlen, mehrfach zwischen diesen Wahrnehmungspositionen hin und her zu springen. Du kannst so ganz ohne jemanden anderen einfach mal antasten, wie du dich fühlst und wie sich der Zuhörer fühlt. Damit wirst du es ganz bestimmt schaffen, die richtige Flughöhe für deinen Vortrag und deine Präsentation zu finden. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei!
Deine