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Was ist ein NLP Metaprogramm?
Falls du bisher nichts über NLP Metaprogramme gehört hast, erkläre ich dir gerne kurz, was das ist. Ein Metaprogramm ist ein Wahrnehmungsfilter mit meist zwei bis vier Ausprägungen, der beeinflusst, wie wir Situationen wahrnehmen, denken und handeln. Heute geht es darum, ob du auf Stress eher emotional oder kognitiv reagierst. Auch eine dritte, flexible Ausprägung möchte ich dir vorstellen, die quasi die Mitte zwischen emotional und kognitiv ist. Um dir dieses Metaprogramm näher zu bringen, habe ich mir drei Beispiele aus dem Büroalltag überlegt, mit denen ich dir aufzeigen möchte, wie unterschiedlich kognitive und emotionale Menschen auf Stress reagieren.
Wie es dazu kommt, dass du eine bestimmte Ausprägung eines solchen Wahrnehmungsfilters hast, erkläre ich dir in dem Artikel NLP Metaprogramme – Profitiere im Arbeitsalltag von geheimen Wahrnehmungsfiltern in deinem Gehirn.
1. Beispiel aus dem Büroalltag: Ärger über Fehler von Kollegen
Im ersten Beispiel geht es um Ärger über Fehler von Kollegen.
Ich war kürzlich mit meinem Partner eine Woche im Urlaub. Während dieser Zeit hat ein Kollege seine Vertretung übernommen. Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub musste er feststellen, dass von elf Kundenaufträgen acht falsch bearbeitet waren. Er musste alle acht Aufträge nacharbeiten, wodurch die erste Arbeitswoche ziemlich stressig war.
Emotionale Reaktion
Wäre mein Partner ein sehr emotionaler Mensch, wäre er wahrscheinlich zu dem Kollegen gegangen und hätte ihm die Meinung gesagt. Vielleicht wäre er laut geworden oder hätte die Türen geknallt. Oder er wäre zu anderen Kollegen gegangen und hätte sich da lautstark Luft verschafft.
Kognitive Reaktion
Als Mensch mit starker kognitiver Ausprägung hätte er sich dagegen kurz geärgert, ohne dass es jemand anders mitbekommen hätte. Er hätte gedacht: „Mensch, das kann ich mir nächstes Mal auch schenken. Ich brauche gar keine Vertretung mehr. Das mache ich selber. Dann bleiben die Aufträge halt mal liegen und ich hole das wieder rein.“ Und vielleicht wäre er dann noch zu dem Kollegen gegangen und hätte gesagt: „Hey, ich habe mich da wirklich geärgert,“ und hätte dem Ganzen mit der Stimme noch etwas Nachdruck verliehen, aber das wäre es auch gewesen.
Flexible Reaktion
Ich habe ja schon erwähnt, dass es bei diesem Metamodell eine dritte Ausprägung gibt, nämlich die flexible. Mit flexibel ist hier gemeint, dass die Person erstmal sehr emotional reagiert, dies nach einer kurzen Zeit jedoch abflacht und sie dann in ein kognitives Handeln kommt.
Zu der flexiblen Ausprägung gehört bei diesem NLP Metamodell auch mein Partner. Er hat mir abends sehr emotional erzählt, was passiert war und wie wütend er über seinen Kollegen war. Er sprach dabei gefühlt doppelt so schnell wie sonst, gestikulierte lebendig und seine Stimme ging nach oben und unten. Gedanken und Emotionen haben sich sozusagen überschlagen. Nach 5 Minuten hatte er sich alles von der Seele gesprochen und war wieder ruhig und kognitiv. Er beschloss am nächsten Tag zu seinem Kollegen zu gehen und ihn auf die Fallstricke bei diesen Kundenaufträgen aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, dass die nächste Urlaubsvertretung besser klappt. Von Wut und Ärger war gar nichts mehr zu spüren.
Das ist eine sehr typische Reaktion für die Ausprägung flexibel: Erst total emotional und dann nach einer relativ kurzen Zeit hat die Person wieder einen kühlen Kopf und handelt sehr kognitiv und überlegt.
2. Beispiel aus dem Büroalltag: Unterschiedliche Meinungen
Auch wenn es um das Ausdiskutieren unterschiedlicher Meinungen geht, lässt sich das NLP Metaprogramm „emotional versus kognitiv“ häufig beobachten: Eine Person reagiert mit emotionalen Reaktionen, steigert sich in ihre Gefühle hinein und wird im Konflikt auch mal laut. Die andere hingegen bleibt sachlich und nimmt eine kognitive Perspektive ein, wodurch sie weniger emotional reagiert.
In meiner Mediationsausbildung habe ich diese Situation selbst erlebt. Wir sollten in Kleingruppen einen Konfliktfall nachspielen und haben hierfür Rollen zugewiesen bekommen. Für jede Rolle war stichpunktartig vorgegeben, welche Meinung sie vertreten sollte. Ich hatte die Mediatoren Rolle und sollte durch den Konflikt führen. Während ich beiden Parteien zuhörte, wurde schnell klar, dass jeder der Konfliktpartner den Streit aus einer völlig unterschiedlichen Perspektive wahrnahm – beeinflusst durch ihren jeweiligen Wahrnehmungsfilter.
Emotionale Reaktion
Der eine Teilnehmer hatte ein stark emotionales Metaprogramm und assoziierte die Erlebnisse direkt mit seinen Emotionen. Er berichtete lebendig und intensiv, als ob er den Konflikt erneut erlebte. Seine Körpersprache zeigte dies ebenfalls: Er sprang auf, gestikulierte wild und wurde zunehmend laut und aggressiv.
Kognitive Reaktion
Die zweite Person zeigte hingegen ein kognitives Metaprogramm und berichtete dissoziiert und sachlich über den Konflikt. Sie beschrieb das Geschehen, als handle es sich um einen Polizeibericht – ohne große Emotionen, als längst abgeschlossenes Ereignis. Selbst auf meine Frage nach ihren Gefühlen blieb sie nüchtern und schilderte nur knapp, dass sie sich „geärgert“ hatte, was für sie jedoch wenig Gewicht zu haben schien. Dies zeigt, wie kognitive Menschen vergangene Erlebnisse oft neutral und distanziert betrachten, ohne von ihren Emotionen überwältigt zu werden.
Für mich als Mediator war es faszinierend zu sehen, wie diese Metaprogramme und Wahrnehmungsfilter in einem Konfliktfall so stark in Erscheinung traten – auch obwohl es nur ein erfundener, nachgespielter Konfliktfall war. Die emotionale Person berichtete später, dass ihre Reaktion für sie selbst noch „gar nichts“ war und sie in realen Konflikten noch emotionaler reagieren würde, teilweise bis zum völligen Kontrollverlust. Sie beschrieb, wie sie dann von ihrer Wut und Aggression regelrecht gefangen sei und kaum klar denken könne.
Der kognitive Konfliktpartner hingegen blieb auch im Gespräch nach wie vor distanziert. Für ihn war der Konflikt abgeschlossen, und er ließ sich nicht von der vergangenen Emotion einnehmen. Dies verdeutlicht, wie unterschiedlich Menschen durch ihre Metaprogramme und Wahrnehmungsfilter auf Konfliktsituationen reagieren können: Emotionale Personen erleben und fühlen Konflikte intensiv mit, während kognitive Personen eine distanzierte, analysierende Perspektive einnehmen.
Insgesamt zeigt dieses Beispiel, wie stark Wahrnehmungsfilter und NLP-Metaprogramme unser Erleben und Verhalten beeinflussen. Emotionale Reaktionen und kognitive Verarbeitung unterscheiden sich grundlegend darin, wie stark wir uns emotional auf Situationen einlassen oder sie sachlich analysieren und distanziert betrachten.
3. Beispiel aus dem Büroalltag: Arbeiten unter Zeitdruck
Als letztes Beispiel möchte ich eine weitere typische Situation aus dem Arbeitsalltag aufgreifen: das Arbeiten unter Zeitdruck. Hier zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen emotionalen und kognitiven Menschen. Kognitive Menschen behalten in solchen Situationen meist einen kühlen Kopf. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen, da ich selbst eher eine kognitive Ausprägung habe. Wenn die Arbeitsbelastung steigt und die Hektik zunimmt, lasse ich mich manchmal kurz davon anstecken. Doch sobald ich dies bewusst reflektiere, finde ich schnell zurück zur Ruhe, strukturiere meine Aufgaben und erledige sie Schritt für Schritt. So vermeide ich es, alles gleichzeitig zu machen und mich von der Hektik stressen zu lassen. Für mich ist dieser Druck oft sogar ein Ansporn, um das Pensum zu meistern.
Emotionale Menschen hingegen reagieren auf solchen Zeitdruck meist anders. Sie neigen eher dazu, in Hektik zu verfallen und die Konzentration zu verlieren. Typischerweise brauchen emotionale Menschen in solchen Momenten kreativen Freiraum und einen Schaffensraum, in dem sie ihre Gefühle einbringen können. Bei kreativen oder gefühlsgeladenen Aufgaben fühlen sie sich wohler und können ihre Emotionen produktiv einfließen lassen. Unter Druck neigen sie jedoch dazu, der Situation entfliehen zu wollen und mehrere Dinge gleichzeitig zu beginnen, um die Hektik zu verarbeiten. Emotional geprägte Menschen teilen oft auch gerne mit anderen, dass sie gestresst sind und erzählen, wie viel gerade auf sie einwirkt.
Jetzt hast du einen Eindruck, wie das Metaprogramm emotional vs. kognitiv wirkt und welche Vor- und Nachteile die jeweiligen emotionalen, kognitiven und flexiblen Reaktionsmuster im Alltag haben können. Ich lade dich ein, einmal selbst zu reflektieren:
- In welcher Metaprogramm Ausrichtung siehst du dich selbst?
- Welche Auswirkungen hat dein Wahrnehmungsfilter auf deinen Arbeitsalltag?
- In welchen Situationen hilft dir deine Ausprägung? Wo bringt sie vielleicht Herausforderungen mit sich?
Viel Spaß beim Sammeln von Erkenntnissen!
Deine
P.S. In folgenden Artikeln lernst du weitere NLP Metaprogramme, deren Ausprägungen und Auswirkungen im Büroalltag kennen:
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