Wie Geld die Priorisierung deiner Anforderungen revolutionieren kann

Wie Geld die Priorisierung deiner Anforderungen revolutionieren kann
30. Juli 2024
Veronika Hubl
Anforderungen priorisieren | Ideen priorisieren | Product Owner

Stehst du als Product Owner manchmal vor dem Problem, dass du eine riesige Anforderungsliste hast, die du von Kunden, Auftraggebern oder Stakeholdern priorisieren lassen sollst? Jahrelang habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Befragten dann alles wichtig finden, sich einfach nicht entscheiden können. Was machst du dann? Ich habe mit Bewertungssystemen und Ampelsystemen gearbeitet und allerhand ausprobiert. Aber ehrlich gesagt, nichts hat so richtig geholfen. Doch dann habe ich diese ultimative Methode kennengelernt, mit der sich mein Problem von heute auf morgen in Luft aufgelöst hat. Wenn du diese Methode auch kennenlernen möchtest, dann lies weiter!

Warum Geld die perfekte Lösung für deine Priorisierungsprobleme ist

Die Methode, von der ich spreche, nenne ich ‚Priorisierung mit Geld‘. Warum gerade mit Geld? Wir in unserer westlichen Welt sind von klein auf mit Geld aufgewachsen und an Geld gewöhnt worden. Geld ist quasi unser Zahlungsmittel. Unser Maß für Leistung und Dienstleistung. Wahrscheinlich hast du bereits zu Schulzeiten von deinen Eltern Taschengeld bekommen. Da war es doch so, dass du z.B. 50 € bekommen hast und dann mit diesen 50 € machen konntest, was du wolltest. Aber du hattest eben nur diese limitierten 50 €. Wenn du dir also jetzt Spielzeug für 100 € kaufen hättest wollen, dann hättest du sparen müssen. Du musstest dir überlegen, was du genau du von diesem Geld kaufen wolltest. Was ist dir so wichtig war, dass es dir wert war, das Geld dafür auszugeben. Du bist also schon zu Schulzeiten darauf getrimmt worden, in dieser Währung zu rechnen. Und genau davon wollen wir jetzt profitieren.

Schritt für Schritt Anleitung für deine Umsetzung

Lass mich zuallererst mal erklären, wie diese Methode ‚Priorisierung mit Geld‘ genau funktioniert. Der erste Schritt ist, dass du die Liste mit Ideen, Anforderungen oder Features, die du gerne priorisiert haben möchtest, deinen Kunden, Auftraggebern oder Stakeholdern vorstellst. Dann bekommt jeder Teilnehmer 100 €. Jeder darf sich selbstständig überlegen, was er mit diesen 100 € anfangen möchte. Also welche Idee, welche Anforderung oder welche Funktionen er damit kaufen möchte. Dabei bleibt ihm ganz selbst überlassen, ob er die 100 € aufteilt und z.B. der einen Idee 30€ gibt und der andere Idee 50 € und dann noch 20 € für eine dritte Idee übrig hat. Oder aber ob er z.B. die ganzen 100 € auf eine Idee setzt. Du siehst schon, das ist das gleiche Prinzip wie mit dem Taschengeld. Die Teilnehmer müssen sich jetzt ganz genau überlegen, was ihnen welche Ideen wert ist.

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du die Methode genau umsetzen kannst. Lass mich deswegen auf ein paar Rahmenbedingungen eingehen. Die Priorisierung mit Geld kannst du im Prinzip mit jeglicher Größe von Gruppe machen. Es ist völlig egal, ob die Teilnehmerzahl 10 oder 20 Personen sind. Es ist ebenso egal, wie groß deine Liste an Ideen, an Anforderungen oder an Funktionen ist, die du gerne priorisiert haben möchtest. Ganz einfach aus dem Grund, dass 100 € 100 € sind. Wenn du 100 Ideen hast, dann müssen die Teilnehmer halt noch genauer überlegen, wem bzw. welcher Idee sie die 100 € geben.

Für den Teil der Priorisierung selbst solltest du ca. 5 Minuten einrechnen. Einfach damit sich jeder Teilnehmer erstmal Gedanken machen kann. Vielleicht wollen die Teilnehmer auch noch mal im Stillen deine Liste durchgehen und dann auswählen, welchen Ideen, welchen Anforderungen oder welchen Features sie ihr Geld geben möchten.

Praktische Tipps für deine ‚Priorisierung mit Geld‘ vor Ort und remote

Super praktisch finde ich persönlich, dass die Methode sowohl vor Ort funktioniert, du sie aber auch digital durchführen kannst. Ich möchte dir jetzt noch ein paar Tipps auf den Weg mitgeben, wie du die Methode perfekt umsetzen kannst. Lass uns doch gleich mal bei Remote und vor Ort bleiben. Vor Ort hat sich bei mir bewährt, dass ich mit bunten Klebepunkten arbeite. Jedem Teilnehmer gebe ich dann einen Streifen mit zehn Punkten. Meistens schreibe ich sogar schon drauf „10“. Ich teile die 100 € quasi entsprechend auf. Wichtig dabei ist, dass du nicht irgendwo anders noch weitere Punkte herumliegen hast, so dass sich die Teilnehmer selbständig bedienen könnten. Du wirst es nicht glauben, ich habe das schon erlebt, dass Teilnehmer dann noch weitere Punkte geholt haben und einfach zehn hinzugefügt haben. Verwende deswegen am besten nur eine Farbe an Klebepunkten und schreib die Zahl bereits darauf. Gib jedem Teilnehmer genau seinen Streifen.

Wenn du die Methode vor Ort durchführen möchtest, hast du deine Ideen und deine Anforderungen ja wahrscheinlich einzeln auf Papier geschrieben und an die Wand geklebt. Dann kann einfach jeder Teilnehmer an die Wand gehen und seine Klebepunkte aufkleben. Jeweils auf die Idee, die er kaufen möchte.

Auch wenn ich die Methode remote durchführe, bereite ich Klebepunkte vor. Also kleine farbige Kreise, die ich z.B. auf einer Präsentation an der Seite anordne. Da hat sich bewährt, dass ich schon vorher jedem Teilnehmer eine Spalte mit Punkten zuordne und die Teilnehmernamen auch jeweils an die Spalte schreibe. Du musst dir da wieder vorstellen, es ist wie mit dem Taschengeld. Wenn mehrere Geldbeutel herumliegen und nicht klar ist, welcher Geldbeutel wem gehört, dann kann es schon vorkommen, dass du dich einfach mal im Geldbeutel vom anderen bedienst. Und remote, wenn jeder in derselben Präsentation arbeitet, da merkt man das ja nicht so schnell. Die Teilnehmer müssten also selber mitzählen, wie viel Geld sie schon verwendet haben. Das klappt meistens nicht. Deswegen ordne einfach jedem eine Spalte zu, vergib dieser Spalte den Namen des Teilnehmers und dann bist du fest safe würde ich sagen.

Die Geld-Methode im internationalen Kontext

Ich habe dir die Methode jetzt mit Euro erklärte und gesagt, gib jedem 100 €. Da noch der Tipp, wenn du im internationalen Kontext unterwegs bist, dann kannst du natürlich mit unterschiedlichen Währungen arbeiten. Also wenn du mit Leuten aus der USA in einem Meeting bist, dann verwende einfach Dollar. Das Prinzip ist ja immer dasselbe: Du hast ein bestimmtes Budget und kannst dieses für bestimmte Ideen oder Anforderungen vergeben.

So passt du die Geld-Methode an die Manager-Ebene an

Wenn du eine Gruppe mit lauter Managern vor dir hast, dann kannst du auch überlegen, ob 100 € das richtige Kontingent sind. Vielleicht ist für so einen Manager das Spielen mit 100 € ja unreal. Vielleicht jonglieren diese Personen eher mit 1000 € oder 10000 €. Im Prinzip ist es ja auch da egal. Du teilst einfach auf. Also bei 1000 € kannst du z.B. 10x 100 € als Punkte machen. Das passt dann einfach in die Welt der jeweiligen Teilnehmergruppe besser.

Warum eine Nachbesprechung bei der Geld-Methode so wichtig ist

Zu guter Letzt hat sich in meinen Workshops noch bewährt, dass ich danach mit den Teilnehmern zusammen auf das Ergebnis eingehe. Ich schaue also, bei welcher Anforderung oder bei welcher Idee das meiste Geld versenkt wurde. Welche Idee war die, die gewonnen hat? Und so gehe ich dann zumindest die Ideen noch mal namentlich durch, die die meisten Punkte, die das meiste Geld bekommen haben. Gleichzeitig gibt mir das die Möglichkeit, mit den Teilnehmern ins Gespräch zu gehen und nochmal über die Ideen zu diskutieren, ein bisschen zu hinterfragen, warum sie genau diese Idee oder diese Anforderungen ausgewählt haben. So habe ich nicht nur ein numerisches Ergebnis, sondern eben auch ein bisschen ein Gefühl dafür bekommen, warum den Teilnehmern eine Idee besonders wichtig ist.

Wenn du jetzt das Gefühl hast, ja, diese Methode hört sich sinnvoll für mich an, dann lade ich Dich ein, sie einfach mal auszuprobieren. Schreib mir gerne wie es funktioniert hat. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Deine

Unterschrift Veronika Hubl

Veronika Hubl

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